"Eine Frage des gegenseitigen Verstehens und der Konsequenz"

Eine Vielzahl von Schwierigkeiten bei der Hundeausbildung entstehen durch den Umstand, dass es nicht gelingt, den Hunden verständlich zu machen, was von ihnen eigentlich verlangt wird. Unsere menschlichen Sichtweisen,  Überlegungen und Verhaltensweisen sind aus Hundesicht oftmals nicht logisch. Beim Training muss es für die Hunde tatsächlich lernbiologisch möglich sein die Übungsinhalte umzusetzen und nach der Konditionierung abzurufen. Als Ergebnis erhalten wir ein Verhalten, das wir uns zuvor “verdient” haben.  

Seit 20 Jahren bilde ich Jagdhunde unterschiedlicher Rassen aus, führe diese auf Prüfungen und setze sie aktiv bei der Jagd ein. Ich bin Richter auf Leistungsprüfungen und in Baden-Württemberg beim zuständigen Prüfungs- und Zuchtverein für die Prüfungsorganisation und Prüfungsleitung verantwortlich, zudem behördlich geprüfter Hundetrainer mit einer Erlaubnis gem. § 11 Tierschutzgesetz für das gewerbliche Ausbilden von Hunden.

Mein Herz habe ich an die Deutsche Bracke verloren. Derzeit führe ich zwei Deutsche Bracken-Hündinnen als Spezialisten für die Bewegungsjagd. Zudem verstärkt die junge Deutsch Drahthaar-Hündin Flocke das Team. Flocke ist nicht mehr ganz so zärtlich wie auf dem Foto und hat im 2. Lebensjahr 7 Prüfungen erfolgreich abgelegt. 

Grundsätzlich ist es wichtig, dass man sich einen Hund anschafft, der zu den eigenen Möglichkeiten passt und den man entsprechend seiner Rassebeschreibung auslasten kann. Dies gilt insbesondere auch für Familienhunde, die letztlich alle aus Gebrauchs- oder Jagdhunderassen entstanden sind. Zwar wird man einem Hund immer allerlei beibringen können, auch wenn es nicht seinem eigentlichen Wesen entspricht, aber ob er dies auch in schwierigen Situationen zuverlässig abrufen kann, darf bezweifelt werden.

Meine Bracken Cara und Eika werden als Standschnaller geführt. D.h. diese müssen sich auf einer Bewegungsjagd in unbekanntem Gelände auf weite Distanz von mir entfernen und auch wehrhaftes Wild aufstöbern, bedrängen und spurlaut jagen, damit es einem Schützen vor die Läufe kommt. Während der Jagd sollen die Hunde immer wieder Kontakt mit mir aufnehmen und pünktlich zum Ende der Jagd wieder zur Stelle sein. Nicht umsonst gilt diese Variante als die Königsdisziplin der Bewegungsjagd. Trotz Wildschärfe müssen die Hunde uneingeschränkt familienkompatibel sein. Daraus ergibt sich, dass wir täglich auch mit Anti-Jagdtraining gefordert sind. Darüber hinaus müssen sie die gängigen Basics Leinenführigkeit, Sitz, Platz, Apport, Freilauf usw., sowie die üblichen Höflichkeitsformen beherrschen.

Bracken sind sensible Hunde. Mit Druck und Härte erreicht man bei Bracken nichts. Meine erste Bracke war 7 Monate beim Züchter, ein Überbleibsel aus dem Wurf, niemand wollte sie haben. Sie zeigte Angst und Unsicherheit. Jagdlich war sie zunächst nicht zu gebrauchen. Ich habe den Hund dann mit positiver Verstärkung langsam aufgebaut und damit meinen Weg gefunden. In der Folge wurde ein leistungsstarker Jagdhund daraus. Oftmals sind es aus menschlicher Sicht Kleinigkeiten, die einen Hund davon abhalten oder animieren, dieses oder jenes zu tun, was nicht in unserem Sinne, oder im Sinne einer Prüfungsordnung ist. Trotzdem gilt es diese Problemstellung Schritt für Schritt abzuarbeiten. Mit Hauruckaktionen ist es allermeist nicht getan. Gewalt bei der Hundeausbildung lehne ich ab.